Das doppelte Risiko von Ripple (XRP)
Ripple-Hodler brauchen starke Nerven
Das Asset schickt seine Anhänger immer wieder auf eine Berg- und Talfahrt die es in sich hat. In den letzten Jahren ab 2017 ist der Wert über lange Monate in einer recht stabilen Seitwärtsbewegung um ca. 0,20 Euro gelaufen, um dann innerhalb weniger Wochen massiv anzusteigen und ebenso rasant wieder abzustürzen. Der Wahnsinnspeak wurde im August 2018 erreicht, als das Produkt auf sagenhafte 2,20 Euro stieg. Die nachfolgenden Werte sind gerundet und dienen nur der Veranschaulichung.
Im Klartext: Wer vor dem Anstieg mit 1.000 Euro investiert hatte und somit rund 5000 XRP sein Eigen nannte, konnte auf dem Höhepunkt des Bullenrun die elffache Summe in Höhe von 11.000 Euro einstreichen.
Bei 3.000 € Investment waren es dann schon 33.000 €. Bei 10k € wären es im besten Fall 110k € gewesen. Man merkt schon, der Konjunktiv spielt eine Rolle. Hätte, hätte…
Natürlich wird niemand den optimalen Einstiegs- und Ausstiegspunkt finden. Aber: Eine satte Performance-Steigerung konnte jeder mit XRP erzielen.
Ähnliche Story im Q4/2020
Ein ähnliches Szenario ereignete sich im letzten Quartal 2020. Nachdem der Ripple-Kurs wieder in einer endlosen und extrem ermüdenden Seitwärtsbewegung um die 0,16 bis 0,20 Euro herumgedümpelt ist, kam dann ein massiver Aufschwung bis hin zu 0,58 Euro. Also ein Kurssprung von 300 Prozent. Das sind Wahnsinnswerte! Macht euch das mal klar: Innerhalb von wenigen Tagen und Wochen schwillt das Depot um den dreifachen Wert an. Die meisten tarifgebundenen Arbeitnehmer sind froh, wenn sie bei Lohnverhandlungen 2 oder 3 Prozent Erhöhung erhalten, die dann inflationsbereinigt vielleicht 1 Prozent plus auf der Abrechnung ausmachen und in realen Euros vielleicht 30 Euro mehr im Portemonnaie bringen.
Bei 1.000 Euro in XRP für 18 Cent hatte man bei dieser Rechnung diesmal rund 5600 XRP-Anteile im Portfolio. Also waren im Optimalfall beim Verkauf bei 58 Euro-Cent 3248 € auf dem Konto. Bei 3.000 € waren es 9.744 € und bei den 10k € vom obigen Beispiel waren es diesmal 32.480 €.
Wieder ein Verdreifacher! Wieder ein Wahnsinn. Wieder Ripple!
Man kann das damit erklären, dass Ripple Labs immer wieder Erfolge bei der Suche nach Partnern vermelden konnte. Es wurden immer wieder Geschäftsmodelle im Bereich von internationalen Geldtransfers erfolgreich mit großen Geschäftsbanken umgesetzt. So meldete man im Sommer 2020, das man rund 10 % des Devisentransfers von Nordamerika nach Mexiko über die XRP-Produkte abgewickelt habe. Gemeinsam mit der Großbank Santander hatte man große Pläne für das Südamerika-Geschäft verkündet. Insgesamt konnte Ripple in den Jahren seit Gründung 2012 über 300 Partnerschaften und Kooperationen vermelden. Dabei waren sehr renommierte Unternehmen der Bankenszene mit Bilanzsummen im dreistelligen Milliardenbereich wie Mitsubishi UFJ Financial Group, American Express, Western Union, die Schweizer UBS Group AG und die italienische Uni Credit.
Kommen wir mal zur Sache
Risiko 1: Klage der SEC gegen Ripple Labs
Das liest sich doch alles sehr gut und die unermüdlichen Erfolgsmeldungen von CEO Brad Garlinghouse stehen für eine glückliche Zukunft mit enormen Wachstums-Chancen im Ripple-Universum.
Einen herben Schlag versetzte dann die SEC am 23.12.2020 den Träumen aller XRP-Hodler und dem Team um Chef Garlinghouse. Einen Tag vor Weihnachten erhob die Securities and Exchange Commission (SEC) – die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde – Klage gegen Ripple Labs. Der Vorwurf: Die Firma und die beiden Gründer Garlinghouse und Chris Larsen sollen über die Jahre satte 1,3 Milliarden Dollar in einem unregistrierten Wertpapierangebot für digitale Vermögenswerte eingenommen zu haben.
Also wieder einmal Klartext: Die SEC behauptet, das der XRP keine Kryptowährung, also ein Wertaufbewahrungsmittel, sondern ein Wertpapier – aka eine Aktie – sei. Wenn dies aber so ist, hätte Ripple Labs den Token Ripple unter anderen rechtlichen Bedingungen im Markt platzieren müssen.
Dies ist zwischen allen relevanten Marktteilnehmern völlig unstrittig.
So hätte man ein ein Verkaufspapier erstellen müssen, das potentielle Käufer des Token/Wertpapiers auf die Risiken bei dieser Geldanlage aufmerksam macht. Ferner müssten eine Vielzahl weiterer Maßnahmen durchgeführt werden, die bei der Einstufung als Kryptowährung entfallen.
Mithin war es für Ripple viel einfacher beim Start im Jahr 2012 Zugang zum Markt zu erhalten und sich als Player im Bankenmarkt zu positionieren, wenn der Ripple tatsächlich eine Kryptowährung ist.
Egal wie die Sache ausgeht, dem Kurs hat die Klage massiv geschadet. Binnen weniger Tage ist der Wert von den oben genannten 0,58 Euro-Cent auf rund 0,18 € gesunken und dümpelt seitdem in einer Seitswärtsbewegung dahin.
Ausgang? Unbekannt!
Lesen Sie dazu auch unseren Bericht über den anstehende Prozess: “Wie ein Rottweiler auf’ s Steak!“
Risiko 2: Fehlende Dezentralisierung des Ripple-Coins. Ein fataler Geburtsfehler?
Ein möglicherweise fataler Geburtsfehler haftet dem XRP-Gebilde vom ersten Tag an. Im Gegensatz zu fast allen anderen Kryptowährungen wird der Ripple nicht durch ein kontinuierliches Mining geschaffen, sondern wurde mit dem ersten Tag komplett in der Blockchain hinterlegt (Premining). Damit gibt es von vornherein bereits 100 Milliarden Ripple-Coins, von denen aktuell im Jahr 2021 noch rund 60 Milliarden Coins in der Hand von den Unternehmensgründern und einem Firmenkonstrukt rund um Ripple Labs liegen. Über ein genau festgelegtes Prozedere kommen zudem 1 Milliarde Ripple pro Monat auf den Markt. Dies ist eine extrem hohe Zahl bezogen auf den Gesamtmarkt der Kryptowährungen.
Bitcoin als die wichtigste Währung wird zum Beispiel Monat für Monat erst durch die Miner geschaffen. Durch das Prinzip des Halving sinkt der finanzielle Anreiz für die Bitcoin-Erschaffer kontinuierlich. Daher wird die die maximale Summe von gesamt 21 Millionen Coins erst in einigen Jahrzehnten erreicht. Nach dem Algorithmus des Geldmengenwachstum der dem Bitcoin-Prinzip zugrunde liegt, dürfte das etwa im Jahr 2040 der Fall sein. Hier erkennt man auch den in der Kryptogemeinde sehr hoch eingeschätzten Fakt, das Kryptowährung grundsätzlich dezentral, das heißt eben nicht von einer zentralen Organisation, verwaltet werden soll.
Auch dieser Fakt, dass der XRP-Token in der Hand eines Unternehmens liegt, erweckt große Zweifel, ob es damit überhaupt eine Kryptowährung sein kann, oder nicht gerade alle Merkmale einer Aktie erfüllt, wie es die SEC dem Unternehmen vorwirft.
Diese zwei Faktoren bilden ein hohes Risikopotential, welches man bei der Beurteilung von XRP stets im Hinterkopf haben sollte. Somit bietet der Coin extrem hohe Chancen zu einem Ausbruch nach oben, aber eben auch das Risiko für einem harten und schmerzhaften Absturz in die Bedeutungslosigkeit der Krypto-Geschichte. XRP-Jünger und die erklärten Gegner finden für ihre Standpunkte genügend Gesprächsstoff für eine hitzige Debatte.
Fazit:
Ripple ist ein sehr spannendes Asset mit Potential in beide Richtungen und auf jeden Fall nix für Anleger mit schwachen Nerven.
Lesen Sie hier unseren Bericht zur SEC-Klage: “Wie ein Rottweiler auf’ s Steak“
Lesen Sie auch unsere scharfe Analyse zu dem GameStop-Desaster und welche Gefahr dies für Kryptowährungen birgt!
Hinweis: Der Handel mit Kryptowährungen (wie beispielsweise dem Bitcoin, Stellar oder Ethereum) beinhaltet ein reales und hohes Verlustrisiko für ihre eingesetzten Finanzmittel bis hin zu einem Totalverlust. Setzen Sie daher unbedingt nur solches Kapital ein, dessen teilweisen oder vollständigen Verlust Sie sich leisten können. Stellen Sie ebenso unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel von Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen. Ihre etwaigen persönlichen Anlageerfolge beim Handel mit Kryptowährungen in der Vergangenheit indizieren in keinem Fall Ihren Erfolg in der Zukunft. Handeln Sie mit Augenmaß und Verantwortungsbewußtsein.
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